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Blutgerinnsel verschwinden im Vakuum

Thrombektomie: Kardiologen etablieren neuartige und schonende Therapie bei Lungenembolie.

Bad Bevensen. Vom Bein durchs Herz in die Lunge – diesen Weg nimmt das spezielle Katheter-System, das seit Neuestem im Herz- und Gefäßzentrum (HGZ) Bad Bevensen zum Einsatz kommt. Es ermöglicht eine äußerst patientenschonende und risikoarme Therapie einer Lungenembolie. Bei dieser Erkrankung wird eine Arterie zwischen Herz und Lunge durch Blutgerinnsel (Thromben) verstopft.

In 90 Prozent aller Fälle wird eine Lungenembolie durch eine Thrombose in den Beinen verursacht. „Über den Blutstrom gelangen die Thromben dann in die Lungenarterie und setzen sich dort fest, sodass die Lunge nicht mehr ausreichend durchblutet wird und nicht mehr genügend Sauerstoff vom Blut aufgenommen werden kann“, erklärt Prof. Dr. Ulrich Schäfer, Oberarzt der Klinik für Kardiologie am HGZ und Leiter der dortigen Sektion für Innovative interventionelle Herzmedizin. Das neue Verfahren ist seit November vergangenen Jahres in Bad Bevensen etabliert – seitdem haben Professor Schäfer und seine Kollegen der Klinik für Kardiologie bereits einige Eingriffe durchgeführt.

„Bei dem Verfahren handelt es sich um eine von mehreren wertvollen Innovationen in der Kardiologie der vergangenen Jahre“, erklärt Professor Schäfer. Denn insbesondere bei einer schweren Lungenembolie handele es sich um eine potenziell lebensgefährliche Erkrankung, deren chirurgische Behandlung eine Sterberate von zehn bis 20 Prozent aufweise. „Auch eine Lyse-Therapie, bei der Medikamente zur Auflösung der Blutgerinnsel verabreicht werden, ist häufig mit Komplikationen behaftet.“

Die kathetergestützte Therapie ist derweil so simpel wie effektiv: Das System wird nur durch eine Punktion der Haut über die Leistenvene zum Herzen vorgeschoben. Von dort aus wird der Katheter durch den rechten Vorhof und die rechte Herzkammer bis zum Blutgerinnsel in der Lungenarterie eingeführt. „Im Katheter-System wird dann ein Unterdruck – also ein Vakuum - erzeugt, sodass der Thrombus dadurch letztlich abgesaugt werden kann“, erklärt der Kardiologe.

Der Gesundheitszustand der Patienten verbessert sich in der Regel unmittelbar nach der Gerinnsel-Entfernung: Da das Blut wieder besser durch die Lunge strömen kann, verspüren die Patienten häufig weniger Luftnot. Damit nicht genug: „Durch die Entlastung des rechten Herzens und die Abnahme der venösen Stauung vor dem Herzen verbessern sich auch weitere Organsysteme wie Leber und Nieren“, schildert Professor Schäfer.

Blieben hingegen die Gerinnsel in der Lunge zurück, wären eine chronische Belastung des rechten Herzens und eine lebenslange Beeinträchtigung der körperlichen Belastbarkeit die Folgen. Im jüngsten Fall lag bereits ein schweres Rechtsherzversagen vor, so Schäfer. „Zur Verbesserung des Kreislaufs wurde bei dem Patienten nach dem Eingriff sogar noch ein spezielles Unterstützungssystem verwendet. Sicher ist davon auszugehen, dass er ohne Entfernung der Gerinnsel diese Lungenembolie wohl kaum überlebt hätte.“

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  • Prof. Dr. med. Ulrich Schäfer
    Sektionsleitung Innovative interventionelle Herzmedizin
    Tel.: 05821 82-1703