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Ein Clip, der mitdenkt

Bei einer neuen Herzklappen-Therapie mit dem PASCAL-Clip wird das "Formgedächtnis"-Metall Nitinol verwendet.

Bad Bevensen. Sie sind die Ventile zwischen den beiden Herzkammern und ihren jeweiligen Vorhöfen – die Mitralklappe im linken Herzen und die Trikuspidalklappe in der rechten Herzhälfte. Beide sorgen dafür, dass das Blut vom Herzen aus in die richtige Richtung strömt: nämlich zur Sauerstoffanreicherung in Richtung Lunge (Trikuspidalklappe) bzw. über die Hauptschlagader in alle Bereiche des Körpers (Mitralklappe). Undichtigkeiten dieser Klappen sind jedoch recht häufig und gehen unter anderem mit Luftnot, Erschöpfung oder auch Wassereinlagerungen in den Extremitäten einher. Im Herz- und Gefäßzentrum (HGZ) Bad Bevensen werden diese Undichtigkeiten (Insuffizienzen) jetzt auch mit einem neuen Verfahren therapiert: dem PASCAL-Clip.

„Hierbei handelt es sich um eine komplementäre Therapie, die unsere ‚toolbox‘, also sozusagen den kardiologischen Werkzeugkoffer, ergänzt, wenn die Indikation für eine katheterbasierte Herzklappenreparatur vorliegt“, betont Professor Dr. Ulrich Schäfer, Oberarzt und Leiter der Sektion für Innovative interventionelle Herzmedizin in der Klinik für Kardiologie am HGZ. Neben den gängigen, größtenteils minimalinvasiven chirurgischen Verfahren zur Therapie von Herzklappenerkrankungen kommen nun also auch mehrere katheterbasierte Technologien zur Anwendung, die eine besonders individuelle Behandlung der Patienten ermöglichen. Die Auswahl des jeweils geeignetsten Verfahrens legt das mit Kardiologen, Herzchirurgen sowie Anästhesisten interdisziplinär besetzte Heart-Team des HGZ fest.

Alle Clip-Systeme eint, dass mit ihnen die Segel der jeweils erkrankten Herzklappen verbunden werden können und damit ein Rückfluss des Blutes in die Vorhöfe verhindert wird. „Eine Besonderheit des neuen Systems ist die weichere Beschaffenheit, für die Nitinol verwendet wird“, erklärt Prof. Schäfer. Die klassischen Clips bestehen derweil aus starrem Edelstahl.

Die Nickel-Titan-Legierung Nitinol ist auch als „Formgedächtnis“-Metall bekannt, da es im kalten Zustand verformbar ist, in einem Katheter klein gefaltet werden kann und sich bei Erwärmung im menschlichen Körper an seine ursprüngliche Form „erinnert“ und in diese zurückkehrt. „Diese Flexibilität sorgt dafür, dass das ‚weichere‘ Material an den Klappensegeln ein geringeres Trauma auslöst“, weiß Prof. Schäfer, „und es treten auch im Verlauf vergleichsweise weniger erneute Undichtigkeiten an den Herzklappen auf.“

PASCAL begleitet den renommierten Kardiologen bereits seit mehreren Jahren: Prof. Schäfer implantierte das Modell der ersten Generation 2016 nicht nur erstmalig in Deutschland – damals noch am Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf (UKE). Er war darüber hinaus auch als Leiter der weltweit durchgeführten klinischen Studie an der Zulassung des Systems beteiligt. „Mit diesem System können wir unseren Patienten nun eine weitere Innovation zur Behandlung von Mitral- und Trikuspidalklappen-Insuffizienzen anbieten, die eine hohe Sicherheit und Effektivität aufweist“, sagt er.

    Haben Sie Fragen?

  • Prof. Dr. med. Ulrich Schäfer
    Sektionsleitung Innovative interventionelle Herzmedizin
    Tel.: 05821 82-1703
  • Priv.-Doz. Dr. med. Christof Burgdorf
    Sektionsleitung Strukturelle Herzerkrankungen
    Tel.: 05821 82-1703