Ein neuer Wächter fürs Herz
Spezialisten des HGZ Bad Bevensen implantieren erstmals besonders schonendes und langlebiges Defibrillator-System.
Bad Bevensen. Das Herz rast, stolpert oder bleibt ganz plötzlich stehen – Herzrhythmusstörungen gehören in Deutschland zu den zehn häufigsten Todesursachen. Ein implantierbarer Defibrillator übernimmt bei Betroffenen eine wichtige Wächterfunktion: Im Ernstfall löst das Gerät einen elektrischen Schock aus, der das Herz wieder in den richtigen Rhythmus versetzt. Ein interdisziplinär besetztes Team aus Herzchirurgen und Kardiologen am Herz- und Gefäßzentrum (HGZ) Bad Bevensen hat jetzt einem 25-jährigen Patienten erstmals einen neuartigen Defibrillator eingesetzt. Im Vergleich zu herkömmlichen Geräten bietet dieser vor allem zwei Vorteile: eine längere Haltbarkeit der Elektrode und ein geringeres Risiko für mögliche spätere Komplikationen.
„Das Besondere an diesem Defibrillator ist seine Platzierung und die Lage der Elektrode“, erklärt Stefan Erler. Der leitende Oberarzt der Klinik für Herz-Thorax-Chirurgie am HGZ führte den Eingriff gemeinsam mit seinem Kollegen der Klinik für Kardiologie, Dr. Robert Pántlik, Leiter der Sektion Elektrophysiologie am HGZ, durch. Während die meisten anderen Defibrillatoren nämlich im linken oberen Brustbereich implantiert werden, findet das neue System seinen Platz unterhalb des linken Rippenbogens. „Dadurch ist das Gerät weniger sichtbar und auch angenehmer zu tragen“, sagt der Herzchirurg.
Außerdem wird die Elektrode, die den elektrischen Impuls vom Defibrillator zum Herzen leitet, nicht - wie sonst üblich - durch ein Blutgefäß geführt. „Sie wird unterhalb des Brustbeins durch das Gewebe geleitet und kommt oberhalb des Herzbeutels zu liegen“, erklärt Stefan Erler. Der weiche, dünne Draht liegt also nicht in einer Vene. Dort ist er bei herkömmlichen Defibrillator-Systemen durch die ständige mechanische Beanspruchung bei jedem Herzschlag einem Verschleiß ausgesetzt und zusätzlich im Blutstrom anfällig für Entzündungen.
Der innovative Eingriff wird bislang an nur wenigen Kliniken in Deutschland angeboten. Er dauert in der Regel etwa ein bis zwei Stunden und erfolgt durch wenige kleinere Schnitte in der Haut. „Das Verfahren ist für Patienten geeignet, die keiner dauerhaften Stimulation des Herzrhythmus bedürfen und nicht am Herzen voroperiert sind“, erklärt Dr. Pántlik. Bei diesem neuen minimalinvasiven Vorgehen arbeiten am HGZ Bad Bevensen einmal mehr Herzchirurgen und Kardiologen Hand in Hand – zum Wohl des Patienten: Der 25-Jährige konnte bereits zwei Tage nach der Operation wieder nach Hause entlassen werden.