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„Die Zukunft der Bypass-Chirurgie“

Im HGZ Bad Bevensen wurde erstmals eine komplexe Bypass-OP in Schlüsselloch-Technik durchgeführt.

Bad Bevensen. Rund 50 Prozent aller herzchirurgischen Eingriffe in Deutschland sind Bypass-Operationen. Üblicherweise wird für diesen Eingriff der Brustkorb des Patienten geöffnet, um die verengten Blutgefäße am Herzen mit Transplantaten zu überbrücken und somit die Durchblutung des Herzmuskels wiederherzustellen. Am Herz- und Gefäßzentrum (HGZ) Bad Bevensen soll künftig zunehmend auf dieses sogenannte offene Verfahren verzichtet werden: Erstmals wurde jetzt hier eine Bypass-OP nur durch einen kleinen Hautschnitt – sozusagen durchs Schlüsselloch - durchgeführt.

„Dieses Verfahren ist noch relativ neu und wird bislang von nur sehr wenigen Herzchirurgen in Deutschland angewendet“, sagt Dr. Mohamad Slim, Oberarzt der Klinik für Herz-Thorax-Chirurgie am HGZ. Er ist einer von ihnen und führte den ersten Eingriff dieser Art in Bad Bevensen an einem 84-jährigen Patienten durch.

Durch einen etwa sieben Zentimeter langen Schnitt seitlich am Brustkorb, an den Rippen vorbei, legte der Facharzt für Herz- und Gefäßchirurgie insgesamt vier Bypässe. „Für diesen besonderen Eingriff kommen einige spezielle Instrumente zum Einsatz – zum Beispiel solche zur Stabilisierung des Herzens“, sagt Dr. Slim, „ansonsten aber bedienen wir uns des üblichen chirurgischen Instrumentariums.“ Letztlich gehe es bei der Prozedur am schlagenden Herzen vor allem um Technik und Fingerspitzengefühl. Der Herzchirurg formuliert es so: „Man muss den Touch haben.“

Eben diesen hat Dr. Mohamad Slim in der renommierten Herzchirurgie des Universitätsklinikums Düsseldorf gelernt. Hier ist das minimalinvasive Operationsverfahren bereits etabliert; hier hat der Bad Bevenser Mediziner bei mehreren dieser Bypass-Operationen – im Fachjargon MICS CABG (Minimally Invasive Cardiac Surgery Coronary Artery Bypass Grafting) genannt – assistiert. „Voraussetzung für diese Fortbildung sind Erfahrungen in der sogenannten Off-Pump-Chirurgie“, erklärt er. Dahinter verbergen sich chirurgische Eingriffe am schlagenden Herzen, also ohne den Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine.

Der 84-jährige Patient, bei dem die MICS CABG-Operation erstmals im HGZ angewendet wurde, war bereits am nächsten Tag wieder auf den Beinen und konnte fünf Tage nach dem Eingriff in die Klinik für kardiologische und angiologische Rehabilitation im HGZ wechseln. „Das minimalinvasive Verfahren bietet den Patienten viele Vorteile“, stellt Dr. Slim fest. So reduzierten sich durch den Verzicht auf die Öffnung des Brustkorbs die Schmerzen sowie das Infektions- und Blutungsrisiko, und der Heilungsprozess verkürze sich ebenso wie der Aufenthalt auf der Intensivstation und in der Klinik an sich. Nicht zu vergessen das kosmetische Ergebnis: „Anstatt einer markanten Narbe in der Mitte des Brustkorbs bleibt eine kleine Narbe an der Seite der Rippen“, so der Herzchirurg. „Bei Frauen bleibt die Narbe sogar vielfach unbemerkt, da sie unterhalb der Brust sitzt.“

Weitere Patienten stehen für dieses Verfahren bereits auf dem OP-Plan im HGZ. Im Laufe des kommenden Jahres sollen die minimalinvasiven Bypass-Operationen dann Standard im HGZ sein, sagt Dr. med. Mohamad Slim. Für ihn steht im Sinne einer möglichst schonenden und dabei erfolgreichen Therapie für die Patienten fest: „Das ist die Zukunft der Bypass-Chirurgie.“ (Fotos: HGZ)

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  • Dr. med. Mohamad Slim
    Oberarzt
    Facharzt für Herzchirurgie
    Tel.: 05821 82-1702