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Durch einen kleinen Schnitt mitten ins Herz

Spezialisten des Herz- und Gefäßzentrums Bad Bevensen bieten mit "Tendyne" innovativen Mitralklappen-Ersatz.

Bad Bevensen. Sie vollbringt jeden Tag Höchstleistungen: Die Mitralklappe liegt im Herzen zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer und sorgt dafür, dass das sauerstoffreiche Blut aus der linken Herzkammer bei jedem Herzschlag in den Körperkreislauf gedrückt wird. Doch Undichtigkeiten an diesem Ventil (Mitralklappeninsuffizienz) gehören zu den häufigsten Herzklappenfehlern in Deutschland. Im Herz- und Gefäßzentrum Bad Bevensen (HGZ) wurden jetzt die ersten Mitralklappen per Katheterverfahren mit dem neu entwickelten Tendyne™-System ersetzt.

„Das Verfahren wurde erst im Februar 2020 für Europa zugelassen“, sagt Dr. Katja Bohmann, Oberärztin der Klinik für Herz-Thorax-Chirurgie (HTC) im HGZ. Gemeinsam mit ihren Kollegen des interdisziplinär besetzten Herz-Teams im HGZ, Stefan Erler, ebenfalls Oberarzt der HTC, sowie PD Dr. Christof Burgdorf und Prof. Dr. Ulrich Schäfer, beide Oberärzte der Klinik für Kardiologie, hat sie den Eingriff im sogenannten Schlüssellochverfahren bei den ersten beiden Patienten durchgeführt.

„Wenn die Mitralklappe nicht repariert werden kann, muss sie ersetzt werden“, erklärt PD Dr. Burgdorf. „Üblicherweise wird hierfür der Brustkorb geöffnet und unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine am offenen Herzen operiert.“ Mit dem katheterbasierten Mitralklappenersatz – kurz: TMVI (Transkatheter Mitral Valve Implantation) - kann jedoch auf diese zusätzlichen Belastungen für den Patienten verzichtet werden.

Die Klappenprothese wird dabei über einen kleinen Schnitt seitlich am Brustkorb in das schlagende Herz eingeführt. „Der Zugang erfolgt über die Herzspitze der linken Herzkammer“, erklärt Dr. Katja Bohmann. Von dort aus wird die Prothese durch die körpereigene Mitralklappe hindurchgeschoben und dann von der linken Vorkammer aus entfaltet. „Die Passage ist etwas schwierig“, sagt die Herzchirurgin, „aber das System ist ganz einfach.“ Ist die neue Klappe in ihrer Position, wird sie noch mit einem Haltefaden (Tether) an der Herzspitze fixiert und übernimmt sofort ihre Arbeit.

Wie alle katheterbasierten Eingriffe im HGZ werden auch die TMVIs grundsätzlich vom Herz-Team des Hauses durchgeführt. Chirurgen und Kardiologen, Anästhesisten und Radiologen arbeiten hier Hand in Hand. Und diese Zusammenarbeit beginnt schon weit vor der eigentlichen Operation. „Der Eingriff wird bis ins kleinste Detail geplant“, betont Dr. Bohmann. „Ganz wichtig sind dabei die hochauflösenden Bildgebungsverfahren, die uns die Klinik für Radiologie bietet.“ Hier werden per Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) die Strukturen des Herzens und seiner umliegenden Anatomie genau dargestellt, sodass der komplette Eingriff vorab am Computer simuliert werden kann.

Bereits 2014 waren die Bad Bevenser Herzspezialisten Vorreiter beim katheterbasierten Mitralklappenersatz: Damals führte der Chefarzt der Klinik für Herz-Thorax-Chirurgie, Prof. Dr. Gerhard Wimmer-Greinecker, einen solchen Eingriff zum ersten Mal überhaupt in Deutschland durch. „Seitdem hat es verschieden Entwicklungen gegeben“, weiß Dr. Katja Bohmann, „am erfolgreichsten ist derzeit das Tendyne™-System.“ Vor allem für ältere Patienten und solche mit mehreren Vorerkrankungen sei das minimalinvasive Verfahren geeignet, das obendrein eine schnelle Genesung erlaube.

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  • Priv.-Doz. Dr. med. Christof Burgdorf
    Sektionsleitung Strukturelle Herzerkrankungen
    Tel.: 05821 82-1703