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Durchs Schlüsselloch zur Arm-Arterie

Dr. Eva Baumgártner ist spezialisiert auf eine besondere endoskopische Prozedur im Rahmen der Bypass-OP.

Bad Bevensen. Sie brauchen eine ruhige Hand, intensive Ausbildung und viel Erfahrung – Dr. Eva Baumgártner und drei ihrer Kollegen in der Klinik für Herz-Thorax-Chirurgie im Herz- und Gefäßzentrum (HGZ) Bad Bevensen sind auf die endoskopische Entnahme der Arteria Radialis bei Bypass-Operationen spezialisiert. Dabei wird aus dem Unterarm der Patienten ein Stück von einer der beiden Arm-Schlagadern entnommen und als Ersatzgefäß für geschädigte Koronararterien verwendet – und zwar im minimalinvasiven „Schlüsselloch“-Verfahren, nur durch zwei kleine Schnitte in der Haut.

„Vorteil der endoskopischen Entnahme ist vor allem das kosmetische Ergebnis“, sagt Dr. Baumgártner. Denn hierbei entsteht keine lange Narbe am Unterarm, wie es beim klassischen Verfahren der Fall wäre. Aber auch die Wundheilung sei bei der minimalinvasiven Technik besser und es bildeten sich weniger Hämatome, erklärt die Assistenzärztin der Klinik für Herz-Thorax-Chirurgie.

Bei einer Bypass-OP wird ein geschädigtes – meist verengtes – Herzkranzgefäß durch einen sogenannten Bypass (=“Umleitung“) ersetzt, über den das Blut an der Engstelle vorbeigeführt wird. Häufig wird dabei mehr als ein Ersatzgefäß benötigt. „Die erste Wahl für einen Bypass ist in der Regel ein Brustwandgefäß“, so Dr. Baumgártner. Danach wird genau untersucht, ob darüber hinaus ein Arm- oder ein Beingefäß als weiterer Herzkranzgefäß-Ersatz entnommen werden soll. So muss vor einer Entnahme der Arteria Radialis vor allem sichergestellt sein, dass die zweite Arm-Schlagader, die Arteria Ulnaris, künftig die Durchblutung der Hand übernehmen kann. „Wir entscheiden in jedem Einzelfall nach Beratung mit dem Patienten, ob eine Arm-Schlagader in Frage kommt oder nicht. Das hängt auch vom Herzkatheter-Befund ab.“

Die Prozedur wird zeitgleich mit der Vorbereitung der eigentlichen Bypass-OP durchgeführt. Über einen kleinen Hautschnitt am Handgelenk wird das spezielle Entnahmesystem in den Unterarm eingeführt und bis zur Armbeuge vorgeschoben. Dabei werden kleine Gefäßverästelungen verschlossen, um Blutungen zu vermeiden und auch, damit die Arterie dicht ist. Im Bereich der Armbeuge wird die Arteria Radialis durchtrennt und schließlich das somit gewonnene, rund 15 Zentimeter lange Bypass-Gefäß aus dem Unterarm gezogen.

„Das Ganze dauert etwa 20 Minuten“, sagt Dr. Eva Baumgártner. Ein weiterer Vorteil. Denn: „Dadurch, dass – wie beim offenen Verfahren - nicht der gesamte Unterarm genäht werden muss, kann eher mit der eigentlichen Bypass-OP begonnen und somit die Operationsdauer für den Patienten verkürzt werden.“