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"Werkzeugkoffer" für defekte Herzklappen

Im HGZ Bad Bevensen wird eine Vielzahl von Therapieoptionen bei Erkrankungen der Herzklappen geboten – Tendenz: steigend.

Bad Bevensen. Sie können verengt sein oder erweitert, Anomalien aufweisen und durch zahlreiche weitere Umstände in ihren Funktionen beeinträchtigt sein: Erkrankungen der Herzklappen eines Menschen haben viele Gesichter. Genauso vielfältig muss daher heute die Bandbreite an Therapiemöglichkeiten sein, um jedem Patienten die für ihn optimale Behandlung zukommen zu lassen. Experten sprechen dabei von einer sogenannten „Toolbox“ – einem „Werkzeugkoffer“, der die unterschiedlichsten Optionen bereithält. Und im Herz- und Gefäßzentrum (HGZ) Bad Bevensen ist dieser Werkzeugkoffer inzwischen prall gefüllt.

„Unsere ‚Toolbox‘ bietet mittlerweile eine sehr große Palette an Behandlungsmöglichkeiten, um Herzklappendefekte mit modernsten Techniken und vor allem patientenorientiert therapieren zu können“, sagen Privatdozent Dr. Christof Burgdorf, Sektionsleiter Strukturelle Herzerkrankungen der Klinik für Kardiologie am HGZ, sowie Professor Dr. Ulrich Schäfer, Leiter der dortigen Sektion Innovative interventionelle Herzmedizin, und Dr. Katja Bohmann, leitende Oberärztin der Klinik für Herz-Thorax-Chirurgie. Neben den interventionellen Eingriffen per Herzkatheter gehören dazu nämlich unter anderem auch die minimalinvasiven chirurgischen Eingriffe (Schlüsselloch-Chirurgie). Das interdisziplinär besetzte „Herz-Team“ im HGZ, das Dr. Bohmann und Dr. Burgdorf leiten, beurteilt daher jeden Patienten ganz individuell, sodass dann das jeweils am besten geeignete Verfahren angewendet werden kann.

Alle Kollegen im „Herz-Team“ sind spezialisiert auf minimalinvasive Eingriffe an den Herzklappen. Die Kardiologen arbeiten dabei eng mit den Herzchirurgen zusammen. Und so sollte es laut geltender Richtlinien der Fachgesellschaften im Sinne einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung auch sein. Demnach sind diese Prozeduren in der Regel nämlich nur in Krankenhäusern mit institutionalisierter Herzchirurgie durchzuführen.

Krankenhäuser, die über keine eigene Herzchirurgie verfügen, müssen für katheterbasierte Herzklappeneingriffe Kooperationsvereinbarungen mit entsprechenden Fachabteilungen anderer Kliniken beschließen. Dies ist nicht immer ohne Risiko: Im Falle schwerwiegender Komplikationen könnte unter Umständen nur durch eine rasche Verlegung des Patienten in die nächstgelegene Klinik mit einer Herzchirurgie eine lebensrettende Operation durchgeführt werden.

Ob Aortenklappe, Mitralklappe oder Trikuspidalklappe - für jede dieser Herzklappen haben die Bad Bevenser die passende Therapie in ihrer „Toolbox“ verfügbar. So gibt es neben verschiedenen Herzklappen-Implantaten auch mehrere Möglichkeiten, defekte Herzklappen mit speziellen Clips wieder funktionsfähig zu machen. Gerade bei der Mitral- und Trikuspidalklappen-Therapie sei es wichtig, mehrere Alternativen zu haben, betonen Dr. Bohmann, Dr. Burgdorf und Professor Schäfer: „Kliniken, die nur ein einziges Verfahren vorhalten, müssen Kompromisse eingehen, die nicht selten zu Ungunsten der Patienten ausfallen.“

Der häufigste Eingriff ist jedoch die TAVI-Prozedur, bei der via Herzkatheter eine Klappenprothese an die Stelle der erkrankten Aortenklappe implantiert wird. Im HGZ Bad Bevensen werden hierfür drei verschiedene Klappenprothesen vorgehalten. Eine weitere Prothese wird in Kürze die „Toolbox“ ergänzen.

Erst kürzlich wurde am HGZ obendrein ein Verfahren etabliert, bei dem der erweiterte Ring einer Trikuspidalklappe mit einem schlauchähnlichen Band – dem „Cardioband“ – gerafft wird. Die drei Segel dieser Herzklappe, die zwischen der rechten Herzkammer und dem rechten Vorhof liegen, können damit wieder besser schließen. In manchen Fällen wurde sogar ein Cardioband mit einem Clip kombiniert. Ist die Krankheit schon zu weit fortgeschritten, können gelegentlich auch nur noch Stellvertreterklappen in die zuleitenden Venen zum Herzen (große Hohlvenen) implantiert werden.

„Weitere innovative Verfahren werden derzeit in Studien evaluiert und stehen als nächstes an“, kündigen die Bad Bevenser Kardiologen und Herzchirurgen an, „denn je mehr Verfahren vorgehalten werden, desto besser kann der Patientenwunsch und -bedarf nach einer individuell abgestimmten Therapie erfüllt werden.“ Der Werkzeugkoffer der Herzspezialisten am HGZ wird also stetig weiter gefüllt.

    Haben Sie Fragen?

  • Priv.-Doz. Dr. med. Christof Burgdorf
    Sektionsleitung Strukturelle Herzerkrankungen
    Tel.: 05821 82-1703
  • Prof. Dr. med. Ulrich Schäfer
    Sektionsleitung Innovative interventionelle Herzmedizin
    Tel.: 05821 82-1703
  • Dr. med. Katja Bohmann
    Leitende Oberärztin
    Fachärztin für Herzchirurgie
    Tel.: 05821 82-1702