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Zwei „Stellvertreter“ für kranke Herzklappe

Erstmals wurde im HGZ ein neuartiges Therapieverfahren bei Trikuspidalklappen-Insuffizienz angewendet.

Bad Bevensen. Sie ist ein sehr häufiger Herzklappenfehler, der vor allem bei älteren Menschen auftritt: die Trikuspidalklappen-Insuffizienz. Dabei schließt diese Klappe zwischen der rechten Herzkammer und dem rechten Vorhof nicht mehr richtig. Dies kann zu Symptomen wie Luftnot, Schwellungen in den Beinen, Druck in der Leber oder auch Wassereinlagerungen im Bauchraum führen - denn das Blut staut sich in die Venen zurück, aus denen es eigentlich kommt. Am Herz- und Gefäßzentrum (HGZ) Bad Bevensen wurde jetzt bei zwei betroffenen Patientinnen erstmals ein neues Verfahren angewendet, das die Trikuspidalklappen-Insuffizienz sehr schonend und wirksam behandelt.

„Bei dem Eingriff werden zwei Stellvertreterklappen - jeweils eine in der oberen und unteren Hohlvene - platziert, die in den rechten Vorhof des Herzens münden“, erklärt Prof. Dr. Ulrich Schäfer, Leiter der Sektion Innovative interventionelle Herzmedizin in der Klinik für Kardiologie am HGZ. „Die beiden Klappen sorgen dafür, dass der Rückstrom des Blutes in die Hohlvenen blockiert wird – eigentlich die Aufgabe der Trikuspidalklappe, die dies aber aufgrund ihrer Undichtigkeit nicht mehr leisten kann“, erklärt Prof. Schäfer, der die beiden minimalinvasiven Eingriffe gemeinsam mit PD Dr. Christof Burgdorf, Leiter der Sektion Strukturelle Herzerkrankungen, durchgeführt hat.

Die zusammengepressten Stellvertreterklappen werden dabei mit einem speziellen Kathetersystem durch eine Punktion über die Leistenvene bis zum rechten Vorhof des Herzens vorgeschoben. Sind die optimalen Positionen für die beiden Klappen erreicht, werden sie über das System freigesetzt und entfalten sich. „Die Klappen bestehen aus einem tierischen Präparat – sogenanntem Rinderperikard – und sind in einen Nitinol-Stent eingenäht“, erklären die beiden Kardiologen. Konstrukte aus dem sogenannten Formgedächtnismetall Nitinol können stark komprimiert werden und nehmen bei Erwärmung (durch die Körpertemperatur) wieder ihren ursprünglichen Zustand an.

Für die beiden 80 und 97 Jahre alten Patientinnen bedeuten die innovativen Eingriffe eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität. „Vor allem für Patientinnen und Patienten in einem hohen Lebensalter und wenn alle anderen Therapiemöglichkeiten – zum Beispiel Clip-Verfahren, mit denen die Segel einer erkrankten Herzklappe wieder zusammengefasst werden können, oder chirurgische Operationen – ausgeschöpft sind, ist dieses Nischenverfahren eine sinnvolle Option“, fasst Prof. Schäfer zusammen.

    Haben Sie Fragen?

  • Priv.-Doz. Dr. med. Christof Burgdorf
    Sektionsleitung Strukturelle Herzerkrankungen
    Tel.: 05821 82-1703
  • Prof. Dr. med. Ulrich Schäfer
    Sektionsleitung Innovative interventionelle Herzmedizin
    Tel.: 05821 82-1703